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Rumänen in Deutschland: Feindseligkeit und Hoffnung

Von Nico Schmolke / 5. Oktober 2015
Bilderserie von Alexander Naumann.

Tausende Rumänen verlassen ihr Land in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Eva Ruth Wemme hilft den Zugewanderten bei der Bewältigung des Alltags und berichtet von der Feindseligkeit, der insbesondere die Roma in Berlin begegnen.

Rumänien. Viele Deutsche denken bei diesem Namen an Armut. An ein unterentwickeltes Land, das nur zu Unrecht in die Europäische Union aufgenommen wurde. Dessen Bevölkerung nun in Mittel- und Westeuropa ihr Glück sucht und dort in Bruchbuden voller Müll haust. Rumänen in Deutschland, da denkt man zuerst an Probleme. Duisburgs Oberbürgermeister, in dessen Stadt besonders viele zugewanderte Rumänen leben, ließ im September auf einer SPD-Tagung verlauten: „Ich hätte gerne das Doppelte an Syrern, wenn ich dafür ein paar Osteuropäer abgeben könnte.“ Rumänen in Deutschland, eine Belastung?

Arme und reiche Rumänen wandern aus

Viele der zugewanderten Rumänen landen im Berliner Stadtteil Neukölln. Dort kümmert sich im Nachbarschaftsheim Neukölln Eva Ruth Wemme um einige von ihnen, betreut vor allem Mütter und Kinder und unterrichtet Deutsch. Wenn Eva Ruth Wemme über Rumänien spricht, dann klingt das ziemlich fatalistisch: „Jeder, der muss, verlässt das Land, und jeder, der kann, auch. Das Leben in Rumänien ist unerfreulich: Lehrer raten Schulabgängern mit guten Noten unter Tränen, sie sollten lieber das Land verlassen.“ Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben etwa drei Millionen Rumänen ihrer Heimat den Rücken gekehrt.

Heute leben nur noch knapp 20 Millionen Menschen in Rumänien. Derzeitig wird das Land von einer gewaltigen Korruptionsaffäre erschüttert. Es gehen diejenigen mit guter Ausbildung, viele Lehrer und Ärzte. Und es gehen die Armen, die im Winter ums Überleben kämpfen. Viele dieser Armen sind Roma. Sie bestimmen in der Öffentlichkeit das Bild von Rumänen in Deutschland.

Pauschalisierungen helfen nicht

Szenen am Bahnhof Hermannstraße in Berlin-Neukölln. Obwohl viel vom "Roma-Problem" die Rede ist, führen die meisten ein ganz normales Leben. Fotos von Alexander Naumann.
Szenen am Bahnhof Hermannstraße in Berlin-Neukölln. Obwohl viel vom „Roma-Problem“ die Rede ist, führen die meisten ein ganz normales Leben. Fotos von Alexander Naumann.

Nach ihrem Rumänistik-Studium in Bukarest hatte Eva Ruth Wemme in der Zeitung von Roma-Kindern und Verständigungsproblemen gelesen und sich entschieden, zu helfen. Seitdem ist sie für viele Familien eine wichtige Stütze, um sich im deutschen Behördendschungel zurechtzufinden und die vielen Hürden des Alltags zu überwinden. In ihrem Buch „Meine 7000 Nachbarn“ schildert sie eindrücklich ihre Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den Zugewanderten.

Über die Rumänen als Gruppe mag sie gar nicht sprechen. Viel zu viel werde vermischt, Rumänen mit Roma gleichgesetzt, verallgemeinerte Aussagen getroffen, die Benachteiligung der Menschen dadurch zementiert. „Einige arbeiten hier als Physiker oder Ärzte. Die fallen hier gar nicht auf und keiner redet über sie“, sagt Wemme.

Geredet, das werde vor allem über die Zugewanderten ohne Arbeit, ohne feste Unterkunft. „Das sind dann pauschal die Roma. Aber jeder Mensch hat seine Geschichte.“ Nur ein Teil der Rumänen bestünde aus Roma. „Es kann genauso gut ein Rumäne vom Land herkommen, der jemandem auf den Leim gegangen ist. Der wurde dann drei Wochen auf dem Bau oder in der Fleischerei gebraucht und dann steht er mit nichts da.“

Roma am Rande der Gesellschaft

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Szenen am Bahnhof Hermannstraße in Berlin-Neukölln. Obwohl viel vom „Roma-Problem“ die Rede ist, führen die meisten ein ganz normales Leben. Fotos von Alexander Naumann.

Roma werden jedoch besonders stark benachteiligt. In Rumänien sind sie außerhalb der Städte angesiedelt worden, ihre Schulen sind schlecht und kaum ein Unternehmer stellt Roma ein. Schon seit Jahrzehnten verlassen Roma ihre Heimat, vor allem in Richtung Italien und Spanien. Weil die Wirtschaftskrise in diesen Ländern viele Arbeitsplätze vernichtet hat, zieht es viele Roma seit 2008 immer mehr nach Deutschland und Großbritannien.

Nach der Diskriminierung in Rumänien folgt dann auch hier das Leben am Rande der Gesellschaft, die Roma noch immer nicht so richtig akzeptieren will. Vor 1945 von den Nazis in Konzentrationslagern ermordet, sind auch heute noch viele Roma nicht in der Gesellschaft angekommen, wird sich in Deutschland der historischen Verantwortung nicht gestellt.

„Mit Roma will kaum jemand etwas zu tun haben“, weiß Wemme zu berichten. Viele Rumänen grenzen sich deutlich ab, um nicht als Roma diskreditiert zu werden. Weil sie in vielen Kreisen als wenig verlässlich und schmutzig gelten, bekommen Roma kaum legale Arbeit. Ämter, Krankenkassen und Schulen machen Probleme, wo eigentlich keine sein sollten. „Man begegnet immer wieder so einer Feindseligkeit“, stellt Wemme fest. Dann stehen die Familien ohne Krankenversicherung da, verschulden sich, verlieren die Wohnung. Nicht immer ist klar, wer der Schuldige ist. Der Kreislauf aus nichtbezahlten Rechnungen, schlechten Wohnbedingungen, fehlender Bildung und Abwertung durch die Gesellschaft wird zu selten durchbrochen. Die Roma werden häufig ausgenutzt und bezahlen vierstellige Mieten für Bruchbuden.

Es kommen Menschen mit normalen Problemen

Wemme will die gesellschaftliche Diskriminierung durchbrechen. Aufzeigen, dass da ganz normale Menschen kommen. Menschen, die Probleme mit den Behörden haben. Menschen, die sich in ihrer Vergangenheit voller Verfolgung immer nur auf ihre Familie und niemanden sonst verlassen konnten und es deshalb schwierig haben, sich in das hiesige System einzufinden. Da hilft keine Erziehung, sondern nur gegenseitiger Respekt. Die Menschen müssen Vertrauen in unsere Gesellschaft entwickeln, damit sie sich öffnen können.

Trotz allem: Oft wird die Hoffnung erfüllt, mit der insbesondere die Roma nach Deutschland kommen. „Selbst wenn sie in schimmligen Wohnungen leben, ohne Arbeit, mit vielen Kindern, keiner Perspektive über einen Monat hinaus, selbst dann ist es besser. Rumänien geht gar nicht“, sagt Wemme. Hier gebe es immerhin eine Dusche, fließendes Wasser und Schulplätze für die Kinder.

Wemme selbst schwankt zwischen Frustration und Hoffnung: „Ich glaube nicht, dass die Politik etwas tun muss. Verändern muss sich die Sicht der Leute. Aber wie ich die Welt so kenne, wird sich wohl erstmal nichts verändern.“ Dann sei es den Roma selbst überlassen. „Die Kinder eignen sich Wissen an und gewinnen Selbstvertrauen. Sie müssen sagen, ich will Lehrer werden, Tischler, Rechtsanwältin, und dann werden sie es irgendwann schaffen.“

9 Antworten auf „Rumänen in Deutschland: Feindseligkeit und Hoffnung“

  1. Von Winfried Mägerle am 14. November 2017

    Es ist ganz einfach dieses Problem zu lösen: Die sollen alle bleiben wo sie herkommen. In ihrem eigenen verwahrlosten und armen Land. Aber nicht nach Deutschland kommen und meinen sie können machen und tun was sie wollen. An Gesetze und Vorschriften halten ganz zu schweigen. Deshalb, bleibt ihr seid und wir in Deutschland haben sehr viel Probleme weniger. Dazu noch sehr viel Geld gespart wenn wir solche Sozialschmarotzer nicht bezahlen müssen.

    1. Von Christa Roth am 20. November 2017

      Sozialschmarotzer? Weit gefehlt. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat ausgerechnet, dass z.B. 2012 rund 6,6 Mio. Menschen, die in Deutschland leben, aber keinen deutschen Pass haben, für einen Überschuss in den Sozialkassen gesorgt haben: 22 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben mehr dank zugewanderten Arbeitern.

  2. Von Anonymous am 9. Dezember 2017

    Set einen Jahr haben sich in unseren wohon Haus Sinti und Roma angesiedelt seit den ist hier wohnen unerträglich .Laut schmutzig kein gesetzt man sie stoppen wir haben keine ruhige minute .Haben alle 7-8 Kinder und miete wird von Stadt bezahlt .Hausordnung nicht akzeptiert Leider sind wir Rentner und haben Wohnung hier gekauft und Kriegen es hier wegen diese Leute nicht Verkauf .Bitte hõrt auf mit diesen Volk Mitleid zu haben die verdienen das nicht .Wer andere Meinung ist sol hier ein Monat wohnen .Mitbürger aus Duisburg

  3. Von Anonymous am 9. Dezember 2017

    Wen einer wissen mõchte wie sich mit Roma und Sinti lebt an sol er bitte schön zum Erlinghagenplatz Duisburg Friemersheim ziehen .Danach wird keine sagen arme hilflose Zigeuner. Die können alles nur nicht deutscher gesetzte achten und wo man Geld von Stadt kriegt erst recht .Wir schæmen uns Besuch ein zu laden. Die spucken im Treppenhaus sind frech wen man sie daraufhin weist. Ja die armen Rumänen

  4. Von Christa Roth am 11. Dezember 2017

    Lieber Mitbürger aus Duisburg,
    das unglückliche Nachbarschaftsverhältnis, unter dem Sie leiden, ist bedauerlich. Doch unangenehme Nachbarn finden sich überall – an allen Orten und unter allen Ethnien. Sich mit einer unliebsamen Umwelt auseinanderzusetzen gehört nunmal zum Leben als soziales Wesen dazu.
    Dennoch: Sinti und Roma sind nicht gleichzusetzen mit „den“ Rumänen. Sinti und Roma leben überall in Mitteleuropa. Ihnen wird als „fahrendes Volk“ seit jeher Misstrauen entgegen gebracht, was dazu geführt hat, dass sie Schwierigkeiten hatten, Arbeit zu finden, sich in andere Kulturen zu integrieren und akzeptiert zu werden. Sie deshalb (insgesamt) als schlechte Menschen zu bezeichnen, hilft niemandem.

  5. Von Anonymous am 11. Dezember 2017

    Wen diesen Rumänischen Volk in der Heimat so schlecht geht warum sind sie dann den Deutschen nicht dankbar wo sie hier alles gestellt kriegen und der Stadt kommt für sie auf.Im gegen teil die treten Deutschen Gesetze mit Füßen ,da wo sie wohnen müssen die Deutschen weg dan kriegen wir noch gesagt wir sind Zigeuner sie müssen gehen .Da ist man doch machtlos und gleich Rassistisch

  6. Von Christa Roth am 12. Dezember 2017

    Nochmal: „Zigeuner“ ist ein Begriff, der negativ, weil unverschämt und diskriminierend ist. Auf diesem Niveau diskutieren wir hier auf sagwas.net nicht. Sie setzen außerdem fälschlicherweise Rumänen mit Sinti und Roma gleich. Die Österreicher wollen auch nicht als Deutsche bezeichnet werden, nur weil sie Deutsch sprechen. Also, bitte auf den Inhalt Ihrer Argumente achten! Zum Schluss: „Die“ Rumänen sind in ihrem eigenen Land gerade sehr beschäftigt mit Demonstrieren. Aktive Demokratie, sozusagen. In ihrem eigenen Land. Bitte googlen Sie wenigstens das nächste Mal, bevor Sie sich über andere Leute äußern. Und werden Sie nicht ausfällig, sonst werden Ihre Kommentare gelöscht.

  7. Von Anonymous am 11. März 2018

    Die Rumänen sind so verhasst in der ganzen Welt, weil be-
    kannt geworden ist, dass sie Hundefänger beauftragen, die
    Strassenhunde mit brutalsten Methoden einzufangen und
    einzusperren. Obwohl sich Tierschützer um die Hunde be-
    mühen, gibt der Bürgermeister von Valcea sie nicht frei, weil
    die EU für jeden Hund Geld bezahlt – unsere Steuergelder.
    Die Tiere werden misshandelt, gequält, werden auf übelste
    Weise getötet. Man kann noch soviel Briefe an die Ämter, die EU-Abgeordneten schreiben, alle sind korrupt.

  8. Von Anonymous am 30. April 2018

    Ich habe mich lange dagegen gewehrt Menschen pauschal zu verurteilen, aber ich kann nicht mehr. Seit 1,5 Jahren wohnen 2 Großfamilien mit im Haus, in der Straße und Umgebung werden es immer mehr, weil die alteingesessenen „fliehen“. Bald fliehen wir auch, wir fühlen uns vertrieben aus unserer eigenen Heimat mitten in Deutschland. Alle Versuche über Ordnungsamt, Jugendamt, Gesundheitsamt bis zur Polizei ergaben nur den Rat, schnellstmöglich wegzuziehen, der Stadtteil gilt als verloren an die Zuwanderer. Alle Versuche den Zuwanderern aus Rumänien die Regeln des Zusammenlebens zu erklären sind gescheitert, wir haben Infozettel auf Rumänisch besorgt, sie landeten im Müll, weil die nächtliche Lärmbelästigung von Kindern verursacht wird will die Polizei nicht eingreifen. Wir müssen arbeiten, bekommen aber keinen Schlaf, wir wollen lüften, aber der Hinterhof ist so zugemüllt dass sich eine Ungeziefer und Rattenplage eingestellt hat. Die neuen Vermieter sind Betrüger, aber auch dagegen können wir nichts ausrichten. Den ganzen Tag steht die Haustür offen, machen wir sie zu wird sie eingetreten, und selbst auf frischer Tat ertappt, streiten alle ab etwas getan zu haben. Mein Fahrrad wurde ausgeschlachtet, die Kinder meinten dazu nur es gehöre uns allen, sie nutzen meine Teile um ihre eigenen Räder zu reparieren (???). Aus Armut und schlechten Zuständen entkommen zu wollen verstehe ich, aber es ist ein Import der Zustände, die Kinder sind die halbe Nacht auf der Straße, Hinweise auf Spielplätze und das Jugenzentrum werden ignoriert, was soll aus diesen Kindern werden. Das sind doch keine „kulturellen Differenzen“, es gibt nur noch die Rumänen und den Rest (der Rest besteht aus allen möglichen Nationen). Was soll man dagegen tun?

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