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Auf der Suche

Von Sophie Hubbe / 13. Mai 2016
picture alliance / Zoonar | Viktor Gladkov

Glücklich sein – das wollen wir alle. Viele finden ihr Glück in materiellem Besitz. Aber Geld macht nicht wirklich glücklich.

„Ei Hans, warum läufst du auch zu Fuß?“

„Ich muß ja wohl, da habe ich einen Klumpen heim zu tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, auch drückt mirs auf die Schulter.“

„Weißt du was“, sagte der Reiter, „wir wollen tauschen, ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.“

„Von Herzen gern“, sprach Hans, „aber ich sage euch, ihr müßt euch damit schleppen.“1

Das Gold schien Hans in Grimms Märchen kein Glück zu bringen. Vielmehr wurde es für ihn zu einer Last. Heutzutage würde wohl niemand einen Klumpen Gold „so groß als mein Kopf“ gegen ein Pferd eintauschen. Dennoch behält das Märchen eine wahre Essenz, denn Besitz und Streben nach Gewinn sind keine Garanten für ein schönes Leben.

Auch Glücksgefühle kennen Grenzen

Die Suche nach dem Glück beschäftigt die Menschheit seit jeher. Für viele Menschen in Industriestaaten steht der materielle Wohlstand in direktem Zusammenhang mit einem glücklichen Leben. Dass diese Gleichung nicht unbedingt aufgeht, hat bereits 1974 der Ökonom Richard Easterlin von der University of Southern California gezeigt. In 19 Ländern untersuchte er für den Zeitraum von 1946 bis 1970 den Zusammenhang von wirtschaftlichem Wachstum und Glück und stellte fest, dass Reichtum kurzfristig zwar glücklicher macht, doch über längere Zeit seine befriedigende Wirkung verliert.2

Aufbauend auf dieser Untersuchung wird bis heute über das sogenannte Easterlin-Paradox diskutiert. Laut diesem Phänomen erhöht sich die Lebenszufriedenheit in ärmeren Ländern mit steigendem Wohlstand, bis das Existenzminimum erreicht ist. Von da an stagniere die Entwicklung jedoch.3 Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2010 zeigt, dass die Lebenszufriedenheit in Deutschland trotz eines starken Wirtschaftswachstums und einem besseren Pro-Kopf-Einkommen kaum höher war als in anderen Ländern.4

Es scheint, als sei das Glück nicht käuflich. Im Gegenteil: Eine Studie der Princeton University hat ergeben, dass ein Jahreseinkommen von 75.000 Euro zumindest auf der finanziellen Seite ausreicht, um maximal glücklich zu sein. Bei einem höheren Verdienst war bei den untersuchten Personen keine höhere Lebenszufriedenheit zu verzeichnen.5 Aber warum macht Geld irgendwann nicht mehr glücklich?

Gründe hierfür sehen Wissenschaftler in den Auswirkungen, die Geld auf das Lebensgefühl und Verhalten hat. Reichtum steht oft im Widerspruch zu Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Während mangelnde Ressourcen die emotionale Intelligenz fördern, kann ein Übermaß an Besitz schlechtes Verhalten auslösen. Schon Spielgeld kann dazu führen, dass Menschen weniger Rücksicht aufeinander nehmen und Monopoly-Abende in Familienkrisen enden. Zudem kann Reichtum zu einem moralischen Überlegenheitsgefühl führen. Wissenschaftler der University of California in Berkeley fanden heraus, dass Inhaber von Luxusautos vier Mal seltener an Zebrastreifen anhalten als Fahrer von weniger teuren Autos.6

Die hedonistische Tretmühle

Menschen gewöhnen sich schnell an ihre wohlhabende Lebenssituation. Entsprechend des Gewöhnungsmaßes lässt das Glücksgefühl immer mehr nach. Psychologen sprechen hierbei von einer hedonistischen Tretmühle. Das heißt konkret: Stetig vergleicht man seine materielle Situation mit der seiner Mitmenschen. Doch dieses Konkurrenzdenken kurbelt die Wirtschaft an und hält unsere Gesellschaft am Leben, glauben viele.

Der Ökonom Adam Smith etwa kam 1759 zu dem Schluss, dass Geld alleine nicht glücklich macht. „In Blick auf das wahre menschliche Glück sind die Armen in keinster Weise denen unterlegen, die über ihnen zu sein scheinen.“7 Die Essenz aus alledem? Die Suche nach dem wahren Glück geht weiter. Geld ist nicht des Glückes Schmied.

1 Brüder Grimm: Die schönsten Kinder- und Hausmärchen – Kapitel 76: Hans im Glück, vgl.: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-6248/76

2 Wolz, Lea: Glück lässt sich nicht kaufen, in: stern.de, vgl.: www.stern.de/panorama/wissen/mensch/wachsender-wohlstand-glueck-laesst-sich-nicht-kaufen-3873244.html

3 Wolz, Lea: Glück lässt sich nicht kaufen, in: stern.de, vgl.: www.stern.de/panorama/wissen/mensch/wachsender-wohlstand-glueck-laesst-sich-nicht-kaufen-3873244.html

4 Friedrich-Ebert-Stiftung/Franziska Richter (Hrsg.): Dimensionen von Glück. Über die gesellschaftlichen Voraussetzungen für ein erfülltes Leben, vgl.: www.fes.de/integration/pdf/FES_glueck_final.pdf

5 Faigle, Philip: 60.000 Euro reichen für ein schönes Leben, in: zeit.de, vgl.: www.zeit.de/wirtschaft/2010-09/studie-reichtum-glueck

6 Jik: So wirkt sich Geld auf unsere Gedanken und unser Verhalten aus, in: huffingtonpost.de, vgl.: www.huffingtonpost.de/2014/01/16/geld-gedanken-verhalten_n_4611353.html

7 Hank, Rainer: Warum macht Geld nicht wirklich glückig?, in: faz.net, vgl.: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/erklaer-mir-die-welt-20-warum-macht-geld-nicht-wirklich-gluecklich-1381270.html

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